Krankenhausplanung im Saarland: FDP Saar warnt vor überstürzter Reform ohne Zwischenfinanzierung für Krankenhäuser und ausreichend funktionierende ambulante Strukturen

Die im Auftrag des saarländischen Gesundheitsministeriums vorgelegte Analyse zur zukünftigen Krankenhausversorgung macht deutlich: Der stationäre Sektor steht vor grundlegenden Veränderungen. Die FDP Saar sieht in den vorgelegten Prognosen erhebliche Unsicherheiten und mahnt zur Vorsicht. Reformen dürfen nicht überstürzt umgesetzt werden – vor allem nicht, solange die ambulanten Strukturen in vielen Teilen des Landes nicht leistungsfähig genug sind, um entlastend wirken zu können.

Dr. Helmut Isringhaus, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP Saar, betont, dass die im Gutachten modellierten Bedarfsprognosen bis 2035 auf Annahmen beruhen, die mit beträchtlichen Unsicherheiten behaftet sind. Ein voreiliger Rückbau stationärer Kapazitäten könne zu gravierenden Versorgungslücken führen, wenn nicht gleichzeitig belastbare Alternativen im ambulanten Bereich aufgebaut werden. Insbesondere im ländlichen Raum fehle es aktuell an Ärzten, an niederschwelligen Versorgungsangeboten und an sektorenübergreifenden Konzepten.

Zudem ist zu erwarten, dass es in Zukunft - trotz des anvisierten Primärarztmodells - erheblich weniger Facharzttermine im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung geben wird – nicht zuletzt, weil weder die Budgetierung für Fachärzte aufgehoben werden soll noch eine angemessene Vergütung realisiert wird. Für viele niedergelassene Ärztinnen und Ärzte lohnt sich die Tätigkeit im GKV-Bereich kaum noch wirtschaftlich.

Hinzu kommt, dass zahlreiche ambulante Operationen durch die Einführung der Hybrid-DRGs für die niedergelassene Ärzteschaft wirtschaftlich unattraktiv geworden sind. Analog zur Situation der Anästhesisten bei pädiatrischen HNO-Operationen bleiben viele operative Eingriffe damit künftig fast ausschließlich den Krankenhäusern vorbehalten – mit der Folge, dass der ambulante Sektor weiter geschwächt wird, anstatt ihn zu stärken.

Die FDP Saar fordert deshalb, zunächst die ambulante Infrastruktur gezielt auszubauen, bevor über strukturelle Veränderungen im stationären Bereich entschieden wird. Praxis-Neugründungen, regionale medizinische Versorgungszentren und innovative, sektorenübergreifende Modelle müssen gefördert und umgesetzt werden, um die Versorgung auch jenseits großer Ballungsräume sicherzustellen. Dabei sollten alle Maßnahmen auf realen Bedarfen basieren – nicht auf abstrakten Planungsmodellen oder statistischen Mittelwerten.

Ziel muss eine qualitativ hochwertige und erreichbare Versorgung für alle Saarländerinnen und Saarländer sein. Solange diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind, spricht sich die FDP Saar gegen tiefgreifende Einschnitte in der Krankenhauslandschaft aus. Ein Moratorium für strukturelle Veränderungen hält die Partei für notwendig, um den ambulanten Sektor nachhaltig zu stärken und eine ausgewogene, zukunftssichere Versorgung zu gewährleisten.

„Wir brauchen eine moderne Krankenhausplanung, aber sie muss mit Augenmaß erfolgen“, so Dr. Isringhaus. „Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen – nicht das Rechenmodell.“