FDP Saar: In der Praxis zeigen sich erhebliche Schwächen im Erlass zur Leistungsbewertung an Gymnasien

Die Freien Demokraten Saar kritisieren den neuen Erlass zur Leistungsbewertung an Gymnasien. In der Praxis zeigt sich, dass die dortigen Regelungen zur Gewichtung von schriftlichen und sonstigen Leistungen ihren ursprünglich kommunizierten Zweck verfehlen.

Die FDP Saar kritisiert insbesondere die ungleiche Gewichtung zwischen schriftlichen und mündlichen bzw. anderen Leistungen. Laut den neuen Vorgaben fließen die schriftlichen Großen Leistungsnachweise (GLN) mit zwei Dritteln in die Zeugnisnote ein, während alle anderen Leistungen – von mündlicher Mitarbeit über kleinere Tests bis hin zu Präsentationen – gemeinsam lediglich ein Drittel ausmachen.

„Da die schriftlichen Leistungen eine so hohe Bedeutung für die Zeugnisnote haben, entsteht Leistungsdruck. Jeder GLN wird zum alles entscheidenden Moment. Dies führt dazu, dass der eigentliche Sinn von Lernen, nämlich ein kontinuierlicher Prozess der Wissensaneignung, verzerrt wird und der Fokus zu stark auf den beiden GLN liegt“, erklärt Gudrun Bierbrauer-Haupenthal, Generalsekretärin der FDP Saar.

Gerade in Fächern wie den Fremdsprachen, in denen die mündliche Kommunikation eine zentrale Rolle spielt, wird durch die geringe Gewichtung der mündlichen Leistungen die Motivation der Schülerinnen und Schüler, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen, stark reduziert. „Das ist ein Rückschritt, weil Kommunikationsfähigkeit eine Schlüsselkompetenz darstellt, und das nicht ausschließlich in den Fremdsprachen“, betont Bierbrauer-Haupenthal.

Zusätzlich erhöht die Regelung den bürokratischen Aufwand erheblich. Lehrkräfte müssen jede Leistung minutiös dokumentieren und bewerten, um sie am Ende dann in starre Raster einzuordnen. Dieser Verwaltungsaufwand führt zu einer Flut an Rückmeldungen in Papierform, die weder den Lehrkräften noch den Schülerinnen und Schülern einen Mehrwert bietet.

Leistungen in nicht schriftlichen Bereichen werden nicht ausreichend gewürdigt, wodurch es schwerer wird, die Gesamtleistung widerzuspiegeln. „Lehrkräfte verlieren die Möglichkeit, individuelle Fortschritte und Stärken ihrer Schülerinnen und Schüler in die Bewertung einzubeziehen“, so Bierbrauer-Haupenthal. „Der Erlass führt zu einer noch stärkeren Fokussierung auf die beiden GLN und bürokratische Rückmelde-Auflagen, ohne eine bessere, aussagekräftigere Leistungsbewertung zu ermöglichen, die bei den bestehenden Klassenstärken ohnehin schon schwierig ist. Es muss also dringend nachgebessert werden“, so Bierbrauer-Haupenthal. Die FDP Saar fordert vor diesem Hintergrund, die Papierflut durch digitale Notenverwaltung mit online-Einsichtnahme zu beenden und für die Notengebung zumindest einen Korridor, den Lehrkräfte für individuelle Schülerleistungen und Fortschritte nutzen können, um dem Mündlichen im Unterricht wieder mehr Rechnung zu tragen.